Geschichte

Die Vereinsgeschichte der VIRE-Waggis Lörrach

Irgendwann musste es so weit kommen. Sie waren zu tief in die Materie eingedrungen und unvorsichtig geworden. Bekannte und unbekannte Lörracher Professoren forschten und das bereits seit Jahren. Natürlich unter größter Geheimhaltung, selbstverständlich nur mit eigenen Forschungsgeldern und logischerweise an einer speziellen Viren-Art. Schon unter dem Mikroskop konnte man erkennen: Die sind anders.
Bislang geheim gehaltene Forschungsakten bestätigen Schwarz auf Gelb folgende Viren- Eigenschaften: Sehr gesellig, mitteilungsbedürftig aber nicht geschwätzig, gelbe Zotte(l)n, 1 große Ausbuchtung (vorn), starke gelbe Ausstrahlung und Maske. Das ist einzigartig in der bislang bekannten Viren-Welt.
2019 also der Durchbruch und die Namensgebung: „Der sieht ja aus wie ein Vire- Waggis!“ rief einer der Professoren, bebend vor Entdeckerfreude.
Eine neue Viren-Art hatte das Licht der Lörracher Professorenwelt erblickt. Und nun war größte Vorsicht geboten. Wie jeder weiß, sind Viren kaum kontrollierbar und verbreiten sich in Windeseile.
Und so geschah, was geschehen musste.
Plötzlich, im Jahre 2020, wuchs das Riechorgan eines Professors zu unglaublicher Größe, einzelne Haarsträhnen verfärbten sich gelb und wie aus dem Nichts saß da eine Maske im Gesicht. Damit nicht genug. Der etwas schrullige und einzelgängerische Professor wurde unaufhaltbar gesellig und verschwand unbemerkt aus dem Labor auf nimmer Wiedersehen.
Rasend schnell verbreitete sich die Vire-Waggis-Infektion auch unter den anderen Professoren und mit diesen hinaus in die Welt.
Einzig vier Gelehrte sind bis heute verschont geblieben und suchen seitdem verbissen nach den ansteckend fröhlichen Vire-Waggis. Da sich die Vire-Waggis schnell unter den Menschen verbreitet haben, und nur schwer wieder einzufangen sind, wurde ein spezieller Vire-Waggis-Wagen angeschafft. Konfettis und Bonbons in großen Mengen sind nun das Mittel der Wahl, um den komischen Gesellen aus Lörrach einen Grund zur Rückkehr zu geben. Und so fährt der Vire-Waggis-Wagen sicher auch bald vor Ihrer Nase vorbei.

Entstehung der VIRE-Waggis Lörrach


Manchmal passieren Sachen, die prophetische Gaben nahezulegen scheinen. Die erste Idee zur Gründung der jungen Clique entstand schon Mitte 2019, als noch niemand etwas von dem neuartigen Coronavirus ahnte. Bei den Vire-Waggis handelt es sich um eine spezielle Viren-Art, an der drei Lörracher Professoren forschten, so die Idee zu diesem Sujet. Der Initiator und erste Cliquenvorsitzende Yves Grether war mit seinem Freund und Stellvertreter Thomas Herzog im Sommer 2019 aufgrund der Lage Lörrachs im Umkreis von Basel mit seinen pharmazeutischen Betrieben gekommen. Die Legende, an der sie strickten, erzählt auch von der Einzigartigkeit dieses Virus.
Inspiration für die Cliquen-Farben war ein Auto
Der Vire-Waggis, wie die Professoren ihn tauften, verhält sich sehr gesellig, mitteilungsbedürftig, aber nicht geschwätzig, und er versetzt die Menschen allenfalls ins Fasnachtsfieber. Schaden richtet er keinen an. Seine Optik ist von gelben Zotteln und einer großen Ausbuchtung vorne geprägt. Wie Yves Grether erzählt, haben ihn die Farben seines Autos dazu inspiriert. Schon vor zwei Jahren wusste man, dass Viren außer Kontrolle geraten und sich in Windeseile verbreiten können. Deshalb versuchen die Professoren, den Vire-Waggis mit einem Gegenmittel wieder zurückzuholen. Bis dato vergeblich.
Drei Waggis tragen eine Professorenmaske, der Rest der 24 aktiven Mitglieder die Virenmaske. Die Larvenmacherei Horrorwäber in Brombach entwarf beide, wobei sie mit der Premiere einer zusätzlichen Maske über der Maske ordentlich zu tun hatte. Wie setzt man so etwas um? Als Dieter Weber die Maske gestaltete, war die Corona-Pandemie bereits ausgebrochen und Leute mit Maske unterwegs. Der Waggis trägt den Mund-Nasen-Schutz unter der Nase. Damit macht sich die Clique ein bisschen lustig über die Leute, die das im echten Leben ebenso tun.
„Wir sind eine neue Generation und wollen klar machen, dass wir anders Fasnacht feiern als die Generation vor uns.“
Yves Grether
Yves Grether träumte schon als Kind davon, eine Fasnachtsclique zu gründen. Die Eltern waren keine Fasnächtler, und die meisten Cliquen nehmen Mitglieder erst ab 18 Jahren auf. So suchte sich der Lörracher in Steinen eine Clique. Als Thomas Herzog dort aber abgewiesen wurde, blieb den beiden nichts anderes übrig, als selbst Gründer zu werden. Was im Lockdown noch schwieriger war als sonst.
Größter Wagen in Lörrach
Fast nur Jugendliche sind aktive Vereinsmitglieder, bei 16 Jahren geht es los. „Wir sind eine neue Generation und wollen klar machen, dass wir anders Fasnacht feiern als die Generation vor uns“, erklärt Yves Grether. Deshalb musste ein eigener Wagen her. Sponsoren ermöglichten, einen alten Zirkuswagen in München zu erwerben. Er wurde an einem Wochenende mit dem Traktor nach Lörrach gezogen. „Das ist quasi unser Labor da oben“, erläutert der Vorsitzende, „und von da erschallt auch Musik in die Menge.“
Dass der Wagen inklusive Traktor etwa 21 Meter lang ist, macht ihn zum größten Wagen in Lörrach. Für den Buurefasnachtsumzug in Hauingen ist er effektiv zu lang. Für den Lörracher Umzug hat Obergildenmeister Jörg Roßkopf eine Testfahrt auf der Strecke angekündigt. Vor allem die Kurve am Senser Platz in die Grabenstraße könnte eng werden. Ihr Gefährt nannten die Vire-Waggis „Corinne“ und zogen damit „Corona“ ein bisschen ins Lächerliche. Das sei aber, wie Yves Grether versichert, das einzige an der Realität orientierte Detail des Vire-Waggis. Alles andere entsprang der Fantasie.
Passanten wollten Fotos machen
Im Dezember wurde ein eigenes Vereinsheim eingerichtet, denn die Clique möchte familiär sein und auch außerhalb der Fasnachtszeit gemeinsam etwas unternehmen. Bis jetzt durfte dort natürlich noch nicht gefeiert werden. Einzelne Vire-Waggis zogen hie und da durch die Innenstadt und posierten vor ihrem Porträt von Jochen Scherzinger am Senser Platz oder vor ihrem Schaufenster. „Wir haben gemerkt, dass viele Passanten, die selbst mit medizinischer Maske unterwegs waren, Spaß daran hatten, mit uns Fotos zu machen“, erzählt Yves Grether.